Weltreise 2008 + Südamerika 2019
Die Versorgungslage auf Fiji hat sich – wie bereits befürchtet - in der Tat als trostlos herausgestellt.
Als wir gestern hier ankamen, wies man uns in unserer ausdrücklich mit der Möglichkeit zum „self catering“ werbenden Bungalowanlage den Weg in einen etwa 3 Kilometer entfernt liegenden „Supermarkt“, der diese Bezeichnung bei allem Wohlwollen nicht verdient und so ziemlich das schlechteste Warenangebot aufweist, dem wir auf unserer bisherigen Reise begegnet sind. Der ganze Verkaufsraum ist vergittert und nur besonders Vertrauens erweckende Kunden (so wie wir), dürfen nach längerer Konversation mit der Inhaberin eintreten, um das mehr als dürftige Sortiment in Augenschein zu nehmen.
Blick von der Terrasse unseres Strandbungalows

Es gibt so gut wie keine Frischwaren, eine Sorte Käse (natürlich englischen Cheddar), keinen Aufschnitt, keine Tiefkühlkost und nur abgepacktes Toastbrot (Hilfe, was haben die Engländer der Welt nur angetan !). Unser Vorhaben, hier hin und wieder selbst zu kochen, haben wir auf der Stelle aufgegeben. Wir sind im Moment zwar an einer etwas einsamen Stelle im Süden von Viti Levu, der Hauptinsel von Fiji, gelandet, haben aber eine Handvoll Restaurants in fußläufiger Entfernung, wo wir uns sicher gut versorgen können. In 6 Tagen wechseln wir ohnehin die Unterkunft und ziehen in eine belebtere Gegend der Insel, da zum Beginn der olympischen Sommerspiele eine Unterkunft mit Fernseher her musste. Bis dahin reicht uns der Blick von unserer Terrasse auf den palmengesäumten, fünf Meter vor uns liegenden Strand und das Meer als abendliches Unterhaltungsprogramm.   

 

Fiji ist auf den ersten, noch völlig unvollständigen Blick landschaftlich nicht ganz so reizvoll wie Tahiti oder Moorea. Es fehlen die direkt an der Küste steil aufsteigenden, üppig bewaldeten Berge und die riesigen, ruhigen, hellblau schimmernden Lagunen. Die Insel wird offenbar noch intensiv landwirtschaftlich genutzt (Zuckerrohr- und Maisanbau) und  erinnert sehr an die von uns besuchten karibischen Inseln, die ja landschaftlich auch nicht hässlich, aber eben weniger spektakulär waren. Eigentlich ist es ja auch viel sympathischer, wenn das Leben der Menschen nicht nur - wie auf Tahiti und Moorea - durch einen noch dazu sehr Luxus orientierten Tourismus bestimmt wird, selbst wenn damit gewisse Einschränkungen für uns verbunden sind (siehe Thema Warenangebot). Was uns hier aber bisher am meisten beeindruckt, ist die Freundlichkeit der Leute. Eigentlich sind wir  mit ganz wenigen Ausnahmen bisher auf unserer Reise überall freundlich behandelt worden. Selbst in New York haben wir in Sachen Hilfsbereitschaft sehr positive Erfahrungen gemacht und man kann nur immer wieder feststellen, dass es gemessen an anderen Regionen der Welt in Berlin oft doch sehr rüde zugeht. Das Gegenteil ist auf Fiji der Fall. Überall schallt es „Bula“, das hiesige Grußwort, und die Leute scheinen sich dabei so über dein Erscheinen zu freuen, als wärst du ein alter Bekannter. Ein wenig zurückhaltender sind allenfalls die vielen indischstämmigen Fijianer, die das Business-Leben auf der Insel in den Händen zu halten scheinen.

Montag, 11.08.2008

 

Inzwischen sind wir von der südwestlichen Ecke Viti Levu`s weiter in Richtung Osten nach Pacific Harbour gezogen. Der Ort wurde in den 70iger Jahren als ambitioniertes Ferienhausprojekt für reiche Ausländer entwickelt, stellt sich aber mittlerweile als „Investitionsruine“ dar. Geplant war eine weitläufige Siedlung individuell gestylter Einfamilienhäuser mit Golfplatz und Jachthafen um einen natürlichen Wasserlauf (ähnlich Fort Lauderdale in Florida). Realisiert wurden die Anlage der Straßen, des Golfplatzes und der Bau einiger weniger Häuser, dann stoppte aus irgendeinem Grund die weitere Entwicklung. Man darf sich aber das ganze Gelände nicht etwa als Baubrache vorstellen. Es ist alles wunderbar grün, üppig bewachsen und sehr gepflegt. Zwischendrin fließt gemächlich ein Fluss um die wenigen, meist auf großzügigen, parkartigen Grundstücken stehenden Häuser herum zum Meer hin. Wir haben auf einem dieser Grundstücke ein großzügig bemessenes, nett eingerichtetes Ferienhaus gemietet. Der amerikanische Besitzer wohnt auch auf dem Grundstück, ist aber so gut wie nie da, so dass wir den unmittelbar am Fluss gelegenen Garten und den Pool quasi alleine benutzen können. Netterweise überlässt uns unser Vermieter Eric auch noch einen Motorroller und zwei Kayaks zum kostenlosen Gebrauch. Hier lassen wir es uns nach dem monatelangen Herumziehen von Unterkunft zu Unterkunft einmal zwei Wochen so richtig gut gehen. Unsere Sachen wurden nach langer Zeit wieder einmal einer ordentlichen Reinigung zugeführt, die Schuhe ausgiebig gelüftet und wir sind endlich diesen merkwürdig muffigen „Globetrottergeruch“ los. Auch die Versorgungslage hat sich hier geringfügig verbessert, es gibt immerhin einen „Supermarkt“ mit ein bisschen Tiefkühlkost, wenn ich auch seit drei Tagen vergeblich auf die in Aussicht gestellte Lieferung ganz profaner Zwiebeln warte. Der einzige Wermutstropfen ist der leider nicht funktionsfähige Fernseher. Einen solchen haben wir zwar bisher auf unserer Reise nicht besonders vermisst, jetzt aber sind olympische Spiele und in welcher fijianischen Kneipe schaut man sich schon die beiden Marathonwettbewerbe von Anfang bis Ende an ? Volkssport Nummer 1 ist hier Rugby und das ist  nicht olympisch.

 

Schaut man sich die herrliche Umgebung an, die komplettiert wird durch ein dicht bewaldetes Landesinnere mit vielen Schluchten und dort gegebenen Raftingmöglichkeiten, zwei schönen vorgelagerten Inseln mit ausgezeichneten Tauchgründen und idealen Surfmöglichkeiten fragt man sich natürlich, was schief gelaufen ist mit den erhofften ausländischen Investitionen in Pacific Harbour. Wir vermuten, dass es an der politischen Situation auf den Fiji´s liegt, in die wir mittlerweile ein wenig Einblick haben. Das Land liebt den politischen Umsturz. Der erste Militärcoup nach der Unabhängigkeit im Jahr 1970 erfolgte im Jahr 1987. Im Jahr 2000 kam es erneut zum Sturz einer demokratisch gewählten Regierung, bei dem der Großteil des Kabinetts wochenlang als Geiseln gefangen gehalten wurde. Der Putschistenführer sitzt zwar seinerseits jetzt in Haft, statt der eigentlich gewählten wurde jedoch eine militärische Interimsregierung eingesetzt, die erneute demokratische Wahlen seither immer weiter hinausschiebt. Diese politische Instabilität verschreckt ausländische Investoren. Das jetzige politische Regime bietet keine ausreichende Rechtssicherheit, so beklagt die hiesige Presse offen die Verletzung ihrer Rechte. Eine wesentliche Ursache für die politischen Unruhen (von denen man aktuell als Tourist allerdings wenig merkt) liegt an den Spannungen zwischen den sog. „einheimischen“ Fijiianern, dunkelhäutigen Melanesiern, die vor mehreren Hundert Jahren von den Salomoninseln und aus Papua-Neuguinea nach Fiji kamen, und den Indo-Fijianern, die im 19. Jahrhundert von den Engländern als Vertragsarbeiter für ihre Zuckerrohrplantagen ins Land gebracht wurden. Sie blieben auch nach dem Auslaufen ihrer Verträge, da sie häufig nicht in der Lage waren, die Rückreise nach Indien zu finanzieren. Beide Kulturen sind aber so unterschiedlich, dass Konflikte unweigerlich vorprogrammiert sind. Die „einheimischen“ Fijianer sind freundliche, sehr extrovertierte Leute, allerdings nicht immer ganz friedfertig, mit teils archaischen Sitten (bis ins 19. Jahrhundert gab es Kannibalismus auf den Inseln, dem so mancher Missionar zum Opfer gefallen sein soll) und mit einem System von sehr machtvollen Häuptlingen und Oberhäuptlingen, die hier eigentlich das Sagen haben und untereinander im Kampf um die Macht keinesfalls zimperlich sind. Die sog. Indo-Fijianer, meist Hindus, sind wesentlich reservierter, machen teilweise sogar einen recht mürrischen Eindruck und leben noch sehr konservativ nach ihren festen religiösen Riten. Sie gelten als sehr ehrgeizig und sparsam und da ihnen lange Zeit jeglicher Landerwerb verwehrt blieb (87 % des Landes gehört nach wie vor den „einheimischen“ Fidschianern, die teils gut davon leben, ihr Land an Indo-Fijianer und Ausländer zu verpachten), haben sie sich dem Handels- und Dienstleistungssektor zugewandt, in dem einige aufgrund ihrer Strebsamkeit auch beachtlichen wirtschaftlichen Erfolg haben, was wiederum zum Sozialneid der übrigen Bevölkerung führt. Auch die im Jahre 2000 gewaltsam abgesetzte Regierung war eine vorwiegend indisch-stämmige und es war offenbar nicht sehr schwierig, bei der anderen Bevölkerungsgruppe Ressentiments gegen diese Regierung zu schüren. Warum es nach über hundert Jahren nicht gelingt, die Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen abzubauen, ist schwer begreiflich, dem Land, das am Tourismus viel Geld verdienen könnte und in das nur zögerlich Investitionen  aus dem Ausland fließen, schadet es jedenfalls erheblich. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 2.151 US-Dollar, was wahrlich nicht viel ist.

       

Montag, 18.08.2008

 

In meinem letzten Bericht habe ich ganz vergessen, den letzten Putsch auf Fiji im Jahr 2006 zu erwähnen. Dabei ging es wohl weniger hart zur Sache als bei den vorherigen „Umstürzen“. So erzählte unser amerikanischer Gastgeber Eric, man habe den allseits erwarteten Coup um zwei Tage verschieben müssen, weil beim ursprünglich vorgesehenen Datum übersehen worden sei, dass ein bedeutsames Rugbyspiel stattfinden sollte, das man natürlich in Ruhe verfolgen wollte. Da der nächste Tag ein Sonntag war, an dem sich umstürzlerische Aktivitäten für einen anständigen Christen nicht ziemen, wurde die ganze Aktion eben um zwei Tage auf den Montag verlegt. Als  Eric dann am Morgen des Putschtages vorbei an „schwer“ (nach seiner Version mit Platzpatronen) bewaffneten Armee- und Polizeieinheiten in die Hauptstadt Suva fuhr, winkten ihm alle freundlich zu und riefen „Bula“, das hiesige Pendant für Hallo, das einem immer und überall mit einem freudestrahlendem Lächeln entgegen schallt. Na, ganz so harmlos war diese politische Geschichte wohl nicht, jedenfalls hat sich Fiji mit diesem letzten Putsch im ozeanischen Raum weiter politisch und damit verbunden auch wirtschaftlich ins Abseits gestellt. Die jetzige Regierung wird als Verhandlungspartner nicht anerkannt und hat in Australien und Neuseeland Einreiseverbot. Eric fällt es offenbar schwer, objektiv zu bleiben, wenn es um „seine Fijianer“ geht, die aber im Normalfall auch wirklich von einer grenzlosen Freundlichkeit sind.


Mittwoch, 20.08.2008

 

Die Oberarme sind schwer, der Nacken steif und in den Beinen zieht es : das ist das Ergebnis unserer gestrigen Wildwasser-Kajak-Fahrt auf dem Luva River. Nach Tagen des faulen Abhängens war mal wieder etwas „Action“ angesagt und so buchten wir eine Tour in die Namosi Highlands von Viti Levu. Der Trip stand leider unter schlechten Vorzeichen, denn nach tagelangem Sonnenschein fing es just in der Nacht vor der Tour an heftig zu regnen. Das laute Getrommel des Regens und die Sorge um das Gelingen des Trips führten nicht gerade zu einem erquicklichen Schlaf, zumal sich unser Gastgeber Eric just an diesem Morgen entschloss, bereits um 5.30 Uhr zum Surfen zu fahren und mit einigem Getöse vom Hof fuhr. Entsprechend gerädert ging es dann um 8.00 Uhr los. Auf der Fahrt mit dem Allrad-Bus ins Gebirge wurden noch diverse Gruppen einheimischer Pendler mitgenommen, die mit fröhlichen Bula-Bula-Rufen und freudestrahlendem Lächeln den Bus bestiegen. Die gute Laune der Leute hier ist unbeschreiblich und auch wir laufen – wenn wir nicht gerade übernächtigt sind und es in Strömen regnet – mittlerweile mit einem Dauergrinsen herum. Bei meinen Joggingtouren durch den Ort verbrauche ich wohl die Hälfte meiner Luft dazu, den vielen grüßenden Leute mit einem lauten „Bula“ zu antworten. Man sollte die fijianische Bevölkerung mal nach Berlin zu Besuch einladen, die dort herrschenden teils doch sehr rauen Umgangsformen würden sich umgehend bessern. Nur die Spannungen zu den Indo-Fijianern im eigenen Land lassen sich allein mit dieser Freundlichkeit allein offenbar nicht lösen. 

 

Aber zurück zur Tour. Nach ca. 2-stündiger, ruckeliger Off-Route-Tour durch weiterhin strömenden Regen mit entsprechend schlechter Sicht auf die zweifellos vorhandenen landschaftlichen Schönheiten kamen wir in dem im Hochland gelegenen Dorf Nakavika an. Dort gab es – wie auch schon entlang der gesamten Strecke, wenn uns Leute begegneten – zunächst ein lautes Hallo, pardon Bula, zur Begrüßung. Kleine Kinder stürzten sich uns vor Begeisterung förmlich in die Arme, ohne auch nur den Versuch zu machen, uns um irgendetwas anzubetteln, und alle die nicht zur Arbeit auf den umliegenden Feldern oder den Orten an der Küste waren, streckten den Kopf vor die Tür. Das Dorf steht unter der Leitung von Chief Leo, der seinen „Untertanen“ ein strenges Alkoholverbot auferlegt hat (außer an Sylvester), dafür darf man aber den ganzen Tag Kava, ein Gebräu aus zermalender Wurzel der Kava-Pflanze vermischt mit Regenwasser, trinken. Das Zeug hat die schlammige Farbe von Abwaschwasser und schmeckt auch so ähnlich. Es soll sedative Wirkung bis hin zu komaartigen Zuständen haben, was wir bei der „Softversion“, die uns Chief Leo bei einer eigens für uns veranstalteten Kava-Zeremonie verabreichte, allerdings nicht feststellen konnten. Aber wir mussten ja auch noch den Luva-Fluss herunterpaddeln, während sich die aus dem Dorf stammenden Teilnehmer der Zeremonie, bei der ebenfalls ständig Bula gerufen und dabei in die Hände geklatscht wird, darauf vorbereiteten, ihren Nachmittag mit nichts anderem als Kava-Trinken zu verbringen. Vielleicht sind die Leute hier deshalb so freundlich und gelassen. Bernhard´s nahe liegender Gedanke, sich im Export von Kava nach Deutschland zu versuchen, konnte ich ihm allerdings ausreden. Ich glaube nicht, dass das Gebräu dem deutschen Gaumen entspricht.

 

Entspannt (ob vom Kava oder nicht) schlenderten wir - ein amerikanisches Honeymoon-Pärchen, zwei Koreanerinnen, ein österreichisches Paar und wir, die mit Abstand Ältesten der Truppe, zum Fluss, wo man uns freundlicherweise bereits die aufgeblasenen Kajaks bereit gestellt hatte. Die Tour war für Anfänger mit durchschnittlicher Kondition ausgeschrieben. Ich scheine beide Eigenschaften knapp zu erfüllen. Jedenfalls haben mir die Anforderungen und die Dauer der Kayaking-Tour voll und ganz gereicht. Es hat zwar trotz Regens unglaublichen Spaß gemacht, nachdem ich aber zur Belustigung unserer Tourguides diverse Male an Felswänden und an unter der Wasseroberfläche lauernden Felsbrocken „hängengeblieben“ bin, einige Stromschnellen rückwärts oder mit vollgelaufenem Boot absolviert und diverse Zusammenstöße mit meinen Mitreisenden durchlebt habe, hat´s mir am Ende dann auch gereicht. Insbesondere die diversen „Befreiungsaktionen“ haben ziemlich viel Kraft gekostet. Bernhard hat sich als alter Ruderer da schon wesentlich besser angestellt und schlauerweise mit den uns von Eric zur Verfügung gestellten Kayaks vorher schon mehr auf stillen Gewässern geübt. Bis auf die Haut durchnässt waren aber alle am Ende der Kayaking-Tour, weshalb uns die zügige Rückfahrt mit dem Motorboot (45 Min.) im immer wieder strömenden Regen dann nicht mehr so recht erfreuen konnte. Gleichwohl hoffe ich, das Abenteuer in Neuseeland nochmals wiederholen zu können.